„Das neue St. Galler Management-Modell stellt einen kontingenten Bezugsrahmen dar, d.h. eine nützliche Landkarte zur Orientierung, die es erlaubt, wichtige Managementbegriffe in ihrem Gesamtzusammenhang zu verstehen. Es werden also keine Rezepte vermittelt, wohl aber ein solides Grundverständnis, das bei der Bewältigung von Managementherausforderungen und bei der weiteren Vertiefung in betriebswirtschaftliche Fragestellungen gute Dienste leistet.“ (J. Rüegg-Stürm)
Das Neue St. Galler Management Modell ist als weiterer Beitrag einer systemorientierten Managementlehre zu begreifen und ist so eine kontinuierliche und organische Weiterentwicklung des klassischen St. Galler Management Modells sowie des Konzepts Integriertes Management (vgl. Rüegg-Stürm, 2003, S. 6).
Kurzbeschreibung:
Ganz basal sind innerhalb des Neuen St. Galler Management Modells sechs zentrale Kategorien, namentlich Umweltsphären (Aussenwelt der Unternehmung), Anspruchsgruppen (Stakeholder), Interaktionsthemen (Objekte des materiellen und immateriellen Austausches zwischen Unternehmungen und Stakeholder), Ordnungsmomente (Strategie, Struktur, Kultur u.ä.), Prozesse (Ablauforganisation) und Entwicklungsmodi (Evolution der Unternehmung) zu differenzieren, welche sich auf zentrale Dimensionen des Managements beziehen (vgl. Rüegg-Stürm, 2003, S. 21), wobei innerhalb der St. Galler Schule Management grundsätzlich als „Gestalten, Lenken (Steuern) und Weiterentwickeln zweckorientierter soziotechnischer Organisationen“(Rüegg-Stürm, 2003, S. 22 in Anlehnung an Ulrich, 1984) zu verstehen ist. Ein ökonomischer Bezugsrahmen allein, ist also nicht ausreichend, denn nicht umsonst ist eine reine Marktwirtschaft ohne Berücksichtigung weiterer Normierungen fast nirgends in Reinform zu identifizieren (vgl. Ulrich/Probst, 1995, S. 84 ff.).
Zielsetzung:
Zwecks Sicherstellung einer ganzheitlichen, gesellschaftlich verantwortungsvollen und erfolgreichen Unternehmensführung nimmt das Neue St. Galler Management Modell neben dem ursprünglichen Ulrich’schen Ansatz, die soziologische Systemtheorie (N. Luhmann), die Strukturationstheorie (A. Giddens), sozialkonstruktivistische Perspektiven angewandter Sozialwissenschaft sowie ethisch-normative Ansätze einer Integrativen Wirtschafts- und Unternehmensethik von P. Ulrich in sich auf (vgl. Rüegg-Stürm, 2003, S. 16).
Anwendung:
Wie sämtliche gesamtunternehmerische Modelle hilft das Neue St. Galler Management Modell einer ganzheitlichen Führung der Unternehmung und betont, unter Berücksichtigung kybernetischer Belange und Akzentuierung gesamtgesellschaftlicher Bezüge das Zusammenwirken differenter unternehmensinterner als auch -externer Faktoren. Somit dient es entsprechenden Reflexionen und Planungen einer ganzheitlichen Unternehmensführung.
In der Praxis:
Neben normativen Entscheidungen zur Unternehmensführung (Leistungen für die Gesellschaft), deckt das Modell sämtliche relevanten Bereiche der Steuerung und Lenkung, welche durch neuste Forschungen exploriert wurden, ab. Somit muss eine Unternehmung X ihre Leistungen definieren und permanent einen Ausgleich mit relevanten Umweltsphären unter sinnvoller Positionierung eigener Leistungen anstreben. Die damit einhergehenden Analysen determinieren eine optimale Formulierung von Strategien und daraus resultierenden Strukturen, welche indirekt eine Entwicklung intendierter Kulturen fördern. Auf Ebene der unternehmerischen Abläufe entwickelt die Unternehmung X effektive und effiziente Management-, Geschäfts- und Unterstützungsprozesse und richtet sämtliche Mitarbeitende auf einzelne Elemente aus.
Die Arbeitsgruppe um Rüegg-Stürm (2003) hat die St. Galler Lehre um bedeutende Dimensionen erweitert und entsprechend ein aktualisiertes Modell geschaffen, das den Anforderungen aktueller Gegebenheiten genügt.
„Die ‚ethisch-normative Dimension’ nimmt einen höheren Stellenwert innerhalb des Modells ein – also die Frage: ‚Was ist richtig?’ – und wird durch die Interaktionsthemen zum Ausdruck gebracht. [...] Das neue Modell reflektiert die enorm gewachsene Bedeutung einer ‚prozessorientierten Herangehensweise’. Dies gilt vor allem vor dem Hintergrund von IT-Errungenschaften, verschärftem Zeitwettbewerb und der zunehmenden Bedeutung des Managements sozialer Prozesse. Diese Prozesssicht wird mit den drei Prozessarten ‚Managementprozesse’, ‚Geschäftsprozesse’ und ‚Unterstützungsprozesse’ dargestellt. [...] Die ‚Anspruchsgruppen’ werden explizit genannt.“ (Capaul/Steingruber, 2010, S. 578). Zusätzlich ist noch ein viel breiter gefasster Ressourcenbegriff des neuen Modells zu nennen (vgl. Rüegg-Stürm, 2003, S. 89).
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